Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

Nutzer:innenorientierte Prüfsysteme zur Ermittlung der Barrierefreiheit von Sportstätten (NoBars)

Der Sport ist ein Kulturbereich unserer Gesellschaft, der – gemäß den Ansprüchen von Sportpolitik und - organisationen – für alle Menschen zugänglich sein sollte. Dies beinhaltet sowohl das aktive Sporttreiben im Spitzen-, Breiten-, Freizeit- oder Schulsport, aber auch die Teilhabe an Sportevents als Zuschauer:in
sowie die Übernahme von haupt- oder ehrenamtlichen Funktionen in Vereinen und Verbänden (z.B. als Trainer:in, Übungsleiter:in oder Vorstandsmitglied). Allgemeine Zugänglichkeit und gleichberechtigte Teilhabe an allen Bereichen des Sports sind jedoch bis dato noch nicht vollumfänglich gegeben. Ein zentraler Einflussfaktor auf Teilhabe im Sport sind räumliche Barrieren von Sportstätten. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass der hohe Sanierungsbedarf bei Bestandsbauten und die Bereitstellung von zukünftig geeigneten Sportstätten im Zuge gesellschaftlicher Transformationsprozesse ohnehin große Herausforderungen für Kommunen und andere Betreiber:innen darstellen, so dass Barrierefreiheit mitunter als eine zusätzliche Last erscheinen mag. Mit Blick auf akut anstehende Sanierungs- und Planungsvorhaben (etwa in Verbindung mit dem „Investitionspakt Sportstätten 2020“ oder dem „Digitalen Sportstättenatlas“) besteht daher ein dringender Bedarf, Indikatoren der Barrierefreiheit von Sportstätten so zu konzeptualisieren, dass sie einerseits in der Sport(stätten)entwicklungsplanung berücksichtigt werden können, andererseits aber auch den Bedürfnissen betroffener Personen gerecht werden. Für das Projekt wird daher als Ziel angestrebt technisch erprobte und durch Nutzer:innen validierte Prüfsysteme zur Ermittlung der Barrierefreiheit für verschiedene Sportstättentypen (Hallen, Plätze, Bäder, nicht-normierte Sportstätten) zu entwickeln.

Das Projekt wird durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert (FKZ ZMI4-071403_23-25).

Kooperationspartner des Projektes ist der Deutsche Behindertensportverband.

Projektteam: Ulrike Grünzel-Spindelmann, Jan Haut (Goethe-Universität Frankfurt), Nils Hombrecher, Kathrin Kahner, Jonas Wibowo

Laufzeit: 2023-2025

Indikatoren der Barrierefreiheit von Sportstätten (IBASS)

Zwar besteht in der Sportpolitik und den Sportverbänden weitgehend Konsens darüber, dass heutige und künftige Sportstätten dem Anspruch auf materiell-bauliche Barrierefreiheit gerecht werden sollen. Denn dies ist zum einen eine Grundvoraussetzung für den gleichberechtigten Zugang von Menschen mit Behinderungen zu Bewegungs-, Spiel- und Trainingsangeboten im Vereins-, Wettkampf-, und Spitzensport (u.a. Doll-Tepper, 2012; Knoll & Fessler 2015), aber auch für die passive Teilhabe an Sportevents (z.B. als Zuschauer*in) sowie die Übernahme von haupt- oder ehrenamtlichen Funktionen im Sport (z.B. als Übungsleiter*in bzw. Trainer*in). Zum anderen profitieren vom Abbau räumlicher Barrieren nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern damit wird weiten Teilen der Bevölkerung – insbesondere der zahlenmäßig wachsenden Gruppe älterer Menschen – der Zugang zum aktiven Sporttreiben erleichtert (BMWA, 2003; Burgstahler, 2015).

Jedoch ist trotz dieses konsensualen Ziels weiterhin ein „Nachholbedarf an barrierefreien Sportanlagen im Hinblick auf die Nutzungsanforderungen von Menschen mit Behinderung“ (BISp 2018, S. 7) zu konstatieren, wie auch der BISp-Projektbeirat „Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen“ feststellte. Als zentrales Problem erweist sich dabei nicht mangelnder Wille, Barrierefreiheit in der Sportstätten- und Sportentwicklungsplanung zu berücksichtigen, als vielmehr die Frage, wie sie zu realisieren ist. So wurden über bestehende technische Normen (Deutsches Institut für Normung e. V., 2010, 2014) hinaus in den letzten Jahren von verschiedenen Stakeholdern Leitlinien und Konzepte zur Barrierefreiheit vorgelegt (z.B. WLSB, 2021, Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München, 2021). Allerdings können diese detaillierten Konzepte, wie bereits an anderer Stelle angemerkt (Wallrodt & Thieme 2021, S. 40), angesichts der vielfältigen Ansprüche an die Sportstätten- und Sportentwicklungsplanung von dieser kaum in Gänze berücksichtigt werden.

Dazu sollen im Projekt IBASS verschiedene Konzepte zur Erfassung und Beurteilung von Barrierefreiheit hinsichtlich geeigneter Indikatoren analysiert und sukzessive hinsichtlich ihrer praktischen Relevanz und Umsetzbarkeit von verschiedenen Stakeholdern (Menschen mit Behinderung und Para-Athlet*innen als „Expert*innen in eigener Sache“, Behindertensportverbände, Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderung, Sportstättenplanung und kommunale Sportentwicklung etc.) beurteilt werden. Ziel des Vorhabens ist die Erstellung einer Liste der wichtigsten und weiterer potenzieller Parameter für barrierefreie Sporthallen, Sportplätze und Bäder, die a) für die Schätzung des Sanierungsbedarfs verwendet werden können, b) Rückschlüsse auf den Versorgungsgrad in der Bevölkerung zulassen, c) für unterschiedliche Bedarfe und Notwendigkeiten der kommunalen Sportstätten- und Sportentwicklungsplanung angepasst werden können.

Das Projekt wird in Kooperation mit dem Deutschen Behindertensportverband und der Hochschule Koblenz durchgeführt.

Das Projekt wird durch Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert (FKZ ZMI4-081404/22-23)

Projektteam: Jan Haut (Goethe-Universität Frankfurt), Nils Hombrecher, Lasse Müller, Jonas Wibowo

Laufzeit: 2022-2023

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